Hochbegabung und Hochbegabtenförderung

Hochbegabte Kinder sind Gleichaltrigen in einem oder mehreren Bereichen deutlich überlegen. Dies gilt insbesondere für sportliche, musische und intellektuelle Kompetenzen. Während es eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz für besondere sportliche und musische Fähigkeiten bzw. Leistungen gibt, ist dies bei intellektuellen Kompetenzen nicht immer der Fall. Daher ist es nicht selten der Fall, dass - anders als man es vielleicht intuitiv vermuten würde - hochbegabte Kinder Probleme in der Schule haben. Sehr typisch sind folgende Auffälligkeiten in der Schule:

 

  • Das Kind fühlt sich permanent unterfordert
  • Es ist fühlt sich unbeliebt, auch weil es als Streber oder Besserwisser gilt
  • Es verhält sich auffällig, stört andere Mitschüler, führt sich als Clown der Klasse auf, damit Mitschüler und Lehrer es wahrnehmen
  • Das Kind fühlt sich von Lehrern und Mitschülern nicht verstanden und nicht akzeptiert
  • Dies kann dazu führen, dass es trotz bekannter Intelligenz "unerklärlicherweise" schwache Leistungen zeigt und ggf. sitzenbleibt, oder:
  • dass es gegenüber Provokationen oder auf aufgrund von Unterforderungen unkontrolliert reagiert, bis hin zu Aggressionsausbrüchen u.ä.


Die besondere Herausforderung, die hochbegabte Kinder bewältigen müssen, hängt mit zwei Komplexen zusammen

 

  1. Auf der einen Seite liegen außergewöhnliche Begabungen vor (z.B. kognitiver/intellektueller Art), auf der anderen Seite entspricht die emotionale und soziale Entwicklung dieser Kinder (in der Regel) ihrem Alter. D.h., dass das Zusammenleben mit anderen Menschen, also in Kontexten, in denen der gewöhnliche Alltag stattfindet, durch Unsicherheitsgefühle geprägt sein kann. Daher besteht die Gefahr, dass genau solche Situationen, in denen emotionale und soziale Kompetenzen besonders notwendig sind, vermieden werden, wodurch erst Probleme entstehen können.
  2. Insbesondere dann, wenn Hochbegabung festgestellt wird - was häufig spät und zum Teil gar nicht geschieht - entstehen hohe Erwartungen. Gleichzeitig kann die permanente Unterforderung des Kindes zu "unerklärlichem" Verhalten führen, was in einem diametralen Gegensatz zu der weit verbreiteten Vorstellung von einem hochbegabten Kinde steht. Diese Ambivalenz kann Kinder belasten und gilt es zu bearbeiten.

In verschiedenen Projekten, in denen es um die pädagogische Förderung von hochbegabten Kindern geht, wirken Mitarbeiter des ISF RUHR mit. Dabei geht es insbesondere darum, beiden Aspekten derart entgegenzuwirken, dass die betreffenden Kinder die Belastungen des Alltags positiv bewältigen lernen. Es geht also zum einen darum, die emotionale und soziale Entwicklung zu fördern - insbesondere dem Vermeidungshandeln der Kinder andere Strategien entgegenzusetzen; zum anderen kognitiv anregende Lern- und Arbeitsumgebungen zu schaffen, die durchaus im Sinne des Wettbewerbsgedankens strukturiert sind. Gleichzeitig wird ein Zusammenlaufen von Kooperation und Konkurrenz, von emotionalen und kognitiven Aspekten in der pädagogischen Arbeit forciert.

Publikationen

El-Mafaalani, Aladin; Waleciak, Julian; Weitzel, Gerrit (2013): Hochbegabte Jungen mit Migrationshintergrund. In: Migration und Soziale Arbeit 2/2013.

 

Weitere Veröffentlichungen der Projektergebnisse sind in Arbeit ...